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  • AutorenbildPetra Möller

Die Wahrheit über den Hass-Schlumpf

Vor gar nicht allzu langer Zeit, lebte in einem kleinen friedlichen Schlumpfdorf, dessen Schöpfer Vader Abraham war, der kleine Bruder von Rumpelstielzchen. Man nannte ihn den Hass- Schlumpf, weil er generell alles hasste, was die anderen Schlümpfe liebten. Und das gab er auch lautstark kund, obwohl niemand es hören wollte.





Der Hass- Schlumpf lebte in der Mitte des Dorfes, also musste jeder, der irgendwo hingehen wollte an ihm vorbei. Die anderen Schlümpfe waren fröhliche, lebensbejahende Wesen und konnten in allem einen tieferen Sinn und eine Wachstumschance sehen. Und sie hatten stets Freude daran, ihr Glück mit anderen zu teilen.


So kam Papa Schlumpf eines Tages lustig singend am Hass – Schlumpf vorbei: „Ich liebe meinen Bart, er sieht heute wieder besonders gut aus. Ich bin so dankbar für meinen Bart.“ Der Hass- Schlumpf aber schrie: „Ich hasse Bärte! Sie machen alt und hässlich! Du bist ein eitler Gockel, Papa Schlumpf!“


Dann kam der Flöten – Schlumpf die Straße entlang und trällerte: „Ich liebe die Musik, sie gibt mir so viel Kraft.“ Der Hass – Schlumpf konterte: „Ich hasse Musik, sie nervt einfach! Hau ab mit dem Gedudel.“ Der Kirchenschlumpf kam von seinem Morgengebet zurück und sagte selig: „Ich liebe Vader Abraham, er ist unser Schöpfer und ich bin ihm so dankbar dafür!“ Jetzt dreht der Hass – Schlumpf richtig auf: „Ich hasse Vader Abraham und dein Geschwätz! Es gibt keinen Schöpfer. Vader Abraham ist nichts weiter als ein trotteliger alter Mann und du ein naiver, lächerlicher Idiot!“.


Und so ging es weiter, Tag für Tag. Den Schlümpfen wurde es langsam zu viel und sie beschwerten sich bei Papa Schlumpf. Dieser trommelt alle zusammen um gemeinsam zu beraten, was sie tun können. Sollten sie den Hass – Schlumpf einfach aus ihrer Gemeinschaft ausschlumpfen und des Dorfes verweisen? Dann würde er mit Sicherheit Gagamel in die Arme laufen und jede Chance auf Resozialisierung und das Lernen von Toleranz wäre dahin. Papa Schlumpf glaubt fest an das Gute im Schlumpf, er entschied gegen das Ausschlumpfen. Und so baten die Schlümpfe letztendlich gemeinsam Vader Abraham um Hilfe. Wenn einer helfen konnte, dann er.


Am nächsten Morgen fand jeder Schlumpf ein kleines Geschenkpäckchen auf seinem Nachttisch vor. Es waren MP3 Player mit kleinen Kopfhörern, für jeden individuell von Vader Abraham bespielt. Alle jubelten vor Freude, nur der Hass – Schlumpf warf seinen MP3 Player wütend und unbenutzt in die Mülltonne. „Ich hasse MP3 Player!“ Er erfuhr dadurch nie, was Vader Abraham für ihn aufgenommen hatte.


Die anderen Schlümpfe aber waren überglücklich. Wenn sie jetzt am Hass – Schlumpf vorbei mussten, dann trugen sie ihre MP3 Player und hörten schöne Musik, anstatt das Gemotze des Hass – Schlumpfes. Papa Schlumpf sang laut mit zu der Musik seiner Jugend und seiner Lieblingsband, den ‘Bart – Brothers’, der Flötenschlumpf genoss entspannt Mozart, der Kirchenschlumpf ein Orgelkonzert. Vader Abraham lächelte zufrieden.

Der Hass – Schlumpf aber fing nun an sich zu langweilen. Niemand ärgerte sich mehr über seine Hass – Ansagen. Denn niemand hörte ihn. So hasste er aus Langeweile eben die Sonne, den Mond, die Sterne, alles was ihn umgab. Seine Welt wurde dadurch immer kleiner, enger und angsteinflößender. Eines Tages blieb nur noch er selbst übrig, alles andere war bereits in der Hass – Schublade eingeschlossen.


Da kam Schlumpfine des Weges. Sie trug keinen MP3 Player, blieb vor ihm stehen und schaute tief in seine Augen. „Ich liebe dich!“, sagte Schlumpfine von ganzem Herzen. „Ich hasse mich!“ schrie der Hass – Schlumpf … und erschrak fürchterlich. Er hatte die Wahrheit über sich gesagt. Und mit dieser Wahrheit hatte er sich endgültig selbst ausgelöscht.

Schlumpfine murmelte: „Ich finde, du hattest eine faire Chance.“ Dann ging sie zurück ins Dorf und schenkte ihre Liebe bald dem Flöten – Schlumpf. Denn dieser konnte sich genauso wie sie, selbst lieben und damit die ganze Schöpfung.


Gemeinsam wollten sie diese überfließende Liebe weiter verschenken und so bekamen sie viele kleine glückliche Schlumpfbabys, die später alle die Musikhochschule besuchten und zu selbstbewussten, liebenden und lebensbejahenden Schlümpfen heranschlumpften.

Vom Hass – Schlumpf aber blieb nichts weiter übrig als ein lebloser Schatten und eine unangenehme Erinnerung, die eines Tages die Zeit mit sich fort nahm.


© Petra Möller



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