Seit ich mich traue, ein Kind zu sein, ist Leben nicht mehr schwer. Manchmal ist es traurig, ja, aber keinesfalls schwer. Die Schwere zeigt sich nur dann, wenn Gefühle nicht gelebt und gezeigt werden.
Ich denke oft mit Tränen der Dankbarkeit und Liebe an meine Omi zurück, bei der ich immer Kind sein durfte, ungebremst, unverbessert, grundlos geliebt. Dadurch erinnere ich mich jetzt, wie es geht.
Ich tue spontan Dinge, die der scheinbar erwachsenen Vernunft völlig abgehen. Ich nehme mir nun jede Woche einen Tag frei um alberne Erdmännchen zu malen, ein Instrument zu lernen, für das ich laut Statistik zu alt bin und um mit Herzensschwestern/brüdern im Cafe zu sitzen und Lebendigkeit zu spüren. Wir reden nicht mehr über Sorgen oder alte Drama – Geschichten, sondern über das was uns bewegt und begeistert. Wir tauschen diese Begeisterung aus und befruchten uns damit wie Bienchen die Blümchen. Wir blühen. An den „Sandschaufelkämpfen“ der scheinbar Erwachsenen im Buddelkasten des Alltags nehme ich einfach nicht mehr teil.
Oft gebe ich Geld aus ohne mich wie früher ängstlich zu kontrollieren oder gar zu rechtfertigen, aber dafür jetzt mit totaler Freude. Für Malkästen, Noten, Kaffee und besonders gerne Geschenke für meine Liebsten. Rein materielle Dinge brauche ich immer weniger, da spare ich ungemein, obwohl ich gar nicht spare. Seit ich weniger über Geld nachdenke, bleibt es im Fluss.
Ich denke generell nicht mehr so viel und fühle dafür mehr. Wenn andere komplizierte Erklärungen von mir erwarten, habe ich meistens keine Lust und sage gerne fröhlich: „Da fällt mir gerade nix zu ein.“ Oder ich empfehle ein Buch. Der Erklärbär ist in ein Schweigekloster gegangen und meditiert … endlich! Ich lerne täglich von Spatzen, Meisen und sogar Ameisen wichtige Dinge fürs Leben.
Wenn mir etwas keinen Spaß mehr macht, dann nörgele ich gerne erst eine Weile rum aus alter Gewohnheit, aber dann höre ich damit auf und starte etwas Neues. Ich weiß genau: Wenn mir das, was ich tue keine Freude bereitet, so ist es auch für andere wertlos. Ich veranstalte keinerlei Werbung mehr und dennoch habe ich genug Arbeit. Anstatt mich zu verkaufen bin ich einfach nur da. Alles andere spricht sich auch so herum.
Oft weiß ich vor lauter Freude, Ideen und Neugierde gar nicht, was ich zuerst machen möchte. Jetzt genieße ich das ausgiebig, sogar dann, wenn ich am Ende des Tages gar nichts davon gemacht habe. Das traute ich mich selbst in meiner Kindheit nicht. Dieser Mut kam erst viel später, als ich erkannte, dass nur ich selbst mich begrenzen und verurteilen kann, andere Menschen dienen lediglich als Spiegel.
Seit ich mich wieder traue, ein Kind zu sein, kann ich selbst dem Tod entgegenlächeln, weil meine Lebendigkeit sowieso unsterblich ist. Sie lebt in allem was uns umgibt weiter, sichtbar und unsichtbar.
© Bild und Text Petra Möller
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